Die Geschichte der Wohnungsgenossenschaft Wildau

1957 waren die schrecklichen Folgen des zweiten Weltkrieges noch längst nicht überwunden. Vor allem Wohnungen für junge Leute waren knapp. So fanden sich zuerst in Wildau und danach in Zeuthen und Niederlehme Menschen zusammen, die nicht nur eine Familie gründen, sondern auch ein eigenes Heim errichten wollten. In einer Zeit des Mangels war ein solcher Wunsch für den Einzelnen kaum erreichbar. Die Lösung fand sich in der Bündelung der Kräfte Gleichgesinnter. Was lag näher, als sich auf die langjährige Tradition von Genossenschaften in Deutschland zu besinnen. Und so geschah es. In Wildau wurde am 07.02.1957 mit 42 Mitgliedern die erste Arbeiter Wohnungsbaugenossenschaft (AWG) gegründet und ein Vorstand eingesetzt. Deren erster Vorsitzender war Herr Paul Scholz.

Die frühen Entstehungsjahre

Von größter Bedeutung waren die damaligen Trägerbetriebe. Die AWG in Wildau hatte den VEB Schwermaschinenbau „Heinrich Rau“ und die Interflug GmbH an ihrer Seite.

Die im Jahre 1959 gegründete Wohnungsgenossenschaft „Aufbau“ Zeuthen mit Baugrund auf dem Gemeindegebiet von Wildau konnte auf den VEB „Bagger- und Förderarbeiten“ Berlin sowie auf die Deutsche Schiffrevision als Trägerbetrieb zurückgreifen. Erster Vorstandsvorsitzender war Herr Wolfgang Knetzsch.

Für die ebenfalls im Jahre 1959 gegründete Wohnungsgenossenschaft Niederlehme mit Herrn Robert Paulik als Vorsitzender des Vorstandes, stand das dortige VEB Funkwerk Kablow als Trägerbetrieb zur Verfügung.

Alle drei Genossenschaften legten Dank engagierter Mitglieder einen eigenen, erfolgreichen Weg bis zur Wende im Jahr 1989 zurück.

Die 1990er Jahre: gemeinsam Stärke zeigen

Ab 1990 wurde es für kleine Genossenschaften mit ehrenamtlicher Verwaltung schwierig und am 29.9.1990 verfassten die drei Genossenschaften eine gemeinsame Satzung und schlossen sich zur Wohnungsgenossenschaft Wildau e.G. zusammen.

Wieder begann eine Erfolgsgeschichte.

Engagierte Genossenschaftler fanden sich in Vorständen und Aufsichtsräten zusammen und für alle war die neue Aufgabe eine große Herausforderung. Es wurde eine hauptamtliche Geschäftsleitung gebildet. Diese kümmerte sich von nun an um den enorm gestiegenen Verwaltungsaufwand. Altschulden aus der Vergangenheit waren und sind ein gegenwärtiges Hindernis. Aber der Verkauf von Wohnungsbeständen blieb der Wohnungsgenossenschaft Wildau e.G. bis heute erspart.

Um sich dem heutigen, offenen Wohnungsmarkt stellen zu können, mussten seinerzeit Kredite aufgenommen werden, die für die Sanierung der Objekte verwendet wurden.

Engagierte Vorstände und Aufsichtsräte führten die Genossenschaft beherzt und erfolgreich weiter. 3 Stadtvillen wurden gebaut und damit auch die Wirtschaftlichkeit der Genossenschaft verbessert. 

Ab 2016: Modernisierung im Bestand

Auch die besten und solidesten Häuser kommen irgendwann in die Jahre und im Jahr 2016 wurde mit der Planung einer Strangsanierung für das Quartier 1 begonnen. Auch das energetische Konzept, das bislang mit Einzelthermen arbeitete, wurde auf den Prüfstand gestellt und mit in die Planungen aufgenommen. So entstand eine komplexe Planung mit

  • Strangsanierung (Kaltwasser, Abwasser, Heizung und Lüftung)
  • neue Abwasserleitungen im Außenbereich
  • Neubau eines Nahwärmenetzes
  • Neubau einer Technikzentrale
  • Vernetzung der Häuser untereinander mit Glasfaserleitungen

Am 01.05.2018 begannen die Arbeiten in den Wohnungen. Schornsteine in den Bädern wurden entfernt und durch vorgefertigte Register ersetzt. Diese industriell vorgefertigten Register enthalten die neuen kompletten Rohr- und Elektroleitungen. Im sogenannten Quartier 1 wurden bis Ende 2019 insgesamt 166 Wohnungen strangsaniert und an das neue Nahwärmenetz angeschlossen.

Ein eingeschossiges »Mini-Kraftwerk« entstand am Wohnhaus in der Wagnerstraße 15, an der Ecke zur Fichtestraße. Das neue Technikgebäude ging am 04.10.2018 ans Netz und versorgte im ersten Sanierungsabschnitt insgesamt 81 Wohnungen und 1 Büro. Ende 2019 wurden dann alle 182 Einheiten des Quartiers 1 der Genossenschaft an dieses Technikgebäude angeschlossen. Seit Ende 2020 werden auch die 11 Wohnungen und 2 Gewerbeeinheiten des fertiggestellten Neubaus in der Wagnerstraße mitversorgt. Zudem ist geplant, einen Neubau der WiWo Wohnungsbaugenossenschaft mit Wärme zu versorgen.

Alle benannten Arbeiten wurden im bewohnten Zustand durchgeführt. Für die Geduld unserer Genossenschaftsmitglieder möchten wir uns an dieser Stelle ausdrücklich bedanken. Unser Dank gilt auch den Handwerksbetrieben aus der Region. Insbesondere die gute Zusammenarbeit mit der EWE – die EWE übernimmt den Betrieb des Technikgebäudes – möchte hier erwähnt werden.

2020: Der erste Neubau im neuen Jahrzehnt

Erstmals seit 20 Jahren gab es wieder einen Wohnungsneubau zu feiern: Der Anbau an der Wagnerstraße 1c mit einer integrierten Gewerbeeinheit im Erdgeschoss wurde am 19. Juli 2019 der Grundstein gelegt und in nur 11 Monaten der gesamte Bau fertiggestellt. Am 1. Mai 2020 wurde die Gewerbeeinheit an eine Zahnärztin übergeben und damit der Wohnkomplex bezogen. Die Idee ist, innerhalb der Bestandsflächen behutsam zu verdichten, indem man auf den großen Freiflächen neue Bausubstanz an die vorhandenen Baukörper anbaut.